Wo bleibt der Wandel?
Natürlich freue ich mich darüber, dass Barack Obama gewählt worden ist und dass die USA nun einen relativ jungen, demokratischen, schwarzen Präsidenten haben wird, der dazu noch gut aussieht und Charisma hat! Das alleine ist ja schon ein gewaltiger Wechsel, und der ist bekanntlich dringend nötig im Land der “Stupid white men”. Nein, dumm scheint mir Obama wirklich nicht, weiss ist er auch nicht, ein Mann allerdings schon. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob mir Hillary Clinton lieber gewesen wäre, aber ich wünsche mir schon, dass der Mann Obama den Wunsch all der Frauen und Männer, die Clinton ihre Stimme gegeben hätten, beim Zusammenstellen seines Kabinetts berücksichtigt und auf eine ausgewogene Geschlechterverteilung achtet.
Heute beim Lesen des Bunds wurde ich allerdings enttäuscht: “Präsident Barack Obama stellt seine Mannschaft zusammen” (meine Hervorhebung), die, glaubt man oder frau dem Artikel, wirklich hautpsächlich aus Männern bestehen wird: zumindest sind all die namentlich genannten “fähigen Administratoren” Geschlechtergenossen Obamas. Nur für die Spitze des Gesundheitsministeriums stellt uns der Autor “eine starke Frau, wie etwa die Gouverneurin von Kansas, Kathleen Sebelius” in Aussicht, um sogleich wieder abzuschwächen, dass Barack Obama für diesen Posten noch eine Reihe weiterer Optionen habe. Ein Wandel sieht meiner Meinung nach anders aus!
Bleibt mir nur noch die Hoffnung, dass sich unter den nicht namentlich genannten sonstigen “Kandidaten” noch ein paar Frauen finden lassen. Der Ruf nach Wandel müsste dann je nachdem nicht mehr bis zum US-Präsidenten durchdringen, sondern nur bis zu den Printmedien, deren unsägliches Beharren auf dem generischen Maskulinum und deren (teilweise) unglückliche Wort- und Themenwahl Frauen nach wie vor ausblenden, sofern sie denn vorhanden sind (hier kann ich es mir jetzt nicht verkneifen, ein bisschen stolz auf meine zweite Publikation, “Ehefrau Vreni haucht ihm ins Ohr”, zu verweisen). Auch dort könnte eine kleine Revolution nicht schaden…