7. November 2008
Natürlich freue ich mich darüber, dass Barack Obama gewählt worden ist und dass die USA nun einen relativ jungen, demokratischen, schwarzen Präsidenten haben wird, der dazu noch gut aussieht und Charisma hat! Das alleine ist ja schon ein gewaltiger Wechsel, und der ist bekanntlich dringend nötig im Land der “Stupid white men”. Nein, dumm scheint mir Obama wirklich nicht, weiss ist er auch nicht, ein Mann allerdings schon. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob mir Hillary Clinton lieber gewesen wäre, aber ich wünsche mir schon, dass der Mann Obama den Wunsch all der Frauen und Männer, die Clinton ihre Stimme gegeben hätten, beim Zusammenstellen seines Kabinetts berücksichtigt und auf eine ausgewogene Geschlechterverteilung achtet.
Heute beim Lesen des Bunds wurde ich allerdings enttäuscht: “Präsident Barack Obama stellt seine Mannschaft zusammen” (meine Hervorhebung), die, glaubt man oder frau dem Artikel, wirklich hautpsächlich aus Männern bestehen wird: zumindest sind all die namentlich genannten “fähigen Administratoren” Geschlechtergenossen Obamas. Nur für die Spitze des Gesundheitsministeriums stellt uns der Autor “eine starke Frau, wie etwa die Gouverneurin von Kansas, Kathleen Sebelius” in Aussicht, um sogleich wieder abzuschwächen, dass Barack Obama für diesen Posten noch eine Reihe weiterer Optionen habe. Ein Wandel sieht meiner Meinung nach anders aus!
Bleibt mir nur noch die Hoffnung, dass sich unter den nicht namentlich genannten sonstigen “Kandidaten” noch ein paar Frauen finden lassen. Der Ruf nach Wandel müsste dann je nachdem nicht mehr bis zum US-Präsidenten durchdringen, sondern nur bis zu den Printmedien, deren unsägliches Beharren auf dem generischen Maskulinum und deren (teilweise) unglückliche Wort- und Themenwahl Frauen nach wie vor ausblenden, sofern sie denn vorhanden sind (hier kann ich es mir jetzt nicht verkneifen, ein bisschen stolz auf meine zweite Publikation, “Ehefrau Vreni haucht ihm ins Ohr”, zu verweisen). Auch dort könnte eine kleine Revolution nicht schaden…
Tags: Barack, Bund, Frauen, generisches Maskulinum, geschlechtergerecht, Männer, Medien, Obama, Präsident, Printmedien, USA, Wandel
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5. November 2008
Es scheint sie noch zu geben, die Männer, welche Frauen einzig und allein mit umwerfender Männlichkeit ins Bett locken wollen. Oder wer sonst sind die potentiellen Kunden von got2b Magnetik Wax: “Das anziehende Styling Wax mit Pheromonen formt und strukturiert dein Haar und lockt die Ladies auf deine Fährte. Männlich starker Halt gepaart mit dem unwiderstehlichen Lockstoff machen dich zum ‘Alphatier’. Sie weiss nicht warum, aber sie kann dir nicht widerstehen!” Nette Szenarien stelle ich mir da beim Aufwachen, wenn die Pheromone verduftet sind, vor… Eine Warnung scheint mir deshalb angebracht: Liebe Frauen, vertraut bei Männern mit sturmsicherer Frisur lieber den Augen als einem diffusen Nasengefühl!
Die got2b-Frau bedient sich derweilen der Schmusekatze-Lotion und betört dadurch mit “königlichem Glanz und majestätischer Sanftheit”, was wiederum die Männer - die sich auch bloss dank der Strandmatte-Paste von den Memmen unterscheiden - zum Schnurren bringt.
Welch edles Menschenbild (oder doch eher Memmenwunschträume?): Rückgriff auf Urinstinkte, das Alphatier muss die Schmusekatze gar nicht mehr verführen, diese wirft sich von allein und lockstoffgesteuert gleich selber in seine Arme.
Die Gleichung “Mann=Alphatier” wird aber noch getoppt von der Gleichung “Mann=Hotel”. Oder ist es wohl umgekehrt? Jedenfalls soll es in Spanien tatsächlich Hotels geben, die mit rauher und maskuliner Stimme in der Vergangenheit schwelgen: “Con una voz ronca y masculina, cada hotel va susurrando sus recuerdos”…
Tags: Alphatier, Frau, got2b, Haarwachs, Lotion, Magnetik, Mann, Memme, Pheromone, Schmusekatze, Sex
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3. Februar 2008
Manchmal komme ich mir vor wie eine alte verbitterte Frau, aber das war auch schon so, als ich noch ein Kind war. Es ist ja auch nichts falsch daran, eine alte Frau zu sein, nur am “verbittert” sollte ich noch arbeiten… Jedenfalls habe ich eine grenzenlose Fähigkeit mich aufzuregen: Ich rege mich auf über die Gratiszeitung .ch, die gegen alle unsere Aufforderungen, dies zu unterlassen, jeden Morgen bei uns im Eingang auf den Boden geschmissen wird. Ich rege mich auf über rücksichtslose AutofahrerInnen, die mir als Velofahrerin regelmässig den Angstschweiss ausbrechen lassen. Ich rege mich auf über die Offroader, die blitzblank geputzt eine einzelne Person durch die Stadt zur Arbeit fahren, ohne je eine Schotterpiste von Nahem gesehen zu haben. Ich rege mich auf über all die PolitikerInnen, die die Bevölkerung weder bevormunden noch in ihrer persönlichen Freiheit die Luft zu verpesten einschränken wollen, da die Klimakatastrophe ja eh übertrieben werde, wenn nicht gar eine Erfindung sei.
Und ganz besonders rege ich mich auf, wenn ich im Alltag und in den Medien Tag für Tag mit überholten, ungerechten und einengenden Geschlechterbildern und mit Diskriminierung konfrontiert werde, mich gleichzeitig aber immer wieder für meinen Feminismus rechtfertigen muss. Nein, ich mag Männer, ich habe auch noch nie einen Mann mit Tomaten oder faulen Eiern beworfen und ich lasse mir durchaus auch mal eine Tür aufhalten, aber ich will mich nicht damit abfinden, dass Frauen immer noch hauptsächlich über Aussehen, Sexualität und Mutterschaft definiert werden. Zwei Beispiele gefällig?
Richard Blackwell veröffentlicht alljährlich seine Liste der unmodischsten Frauen, und anstatt dass frau und man sich fragen würde, mit welchem Recht er diese Frauen so taxiert, wird bei gmx genüsslich darüber Bericht erstattet und nicht gegeizt mit wenig schmeichelhaften Attributen für diese weiblichen Promis. Für die Weltwoche sind nicht fehlende Kinderbetreuungsmöglichkeiten u.ä. der Grund dafür, dass es zu wenig Frauen in Spitzenpositionen gibt, nein, die Frauen sind selber schuld, müssten sie doch nur ihre weiblichen Fähigkeiten besser einsetzen, sprich: sich hochschlafen.
Und da soll ich mich nicht aufregen??? In die Welt hinausschreien möchte ich all diese Fehlleistungen und Fehleinschätzungen unserer Gesellschaft, auf dass alle hinhören und wir gemeinsam daran gehen können, sie aus der Welt zu schaffen. Ich weiss, ich kämpfe gegen Windmühlen an, aber das ist immer noch besser als mich von meiner wütenden Energie von innen auffressen zu lassen. Und wer sagt denn, dass sich Windmühlen nicht eines Tages besiegen lassen?
Tags: Feminismus, Gratiszeitung, Klimawandel, Umwelt
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