22. September 2009
Wieder einmal ist mir schmerzlich bewusst worden, in welcher Welt wir leben: Der Blick will mit nackten Frauen die Verkaufszahlen erhöhen (Interview Bund online). Im Gegensatz zu den “Miezen”, die früher auf Seite 3 erschienen und extra “gezüchtet” worden sind, dürfen sich heute die Leserinnen ausziehen und von einem Profifotografen ablichten lassen. Und damit die Käuferschaft auch angelockt wird, werden sie ihre Reize gleich auf der Titelseite enthüllen. Ob der Begleitspruch, der laut dem ehemaligen Chefredaktor Übersax nicht schlüpfrig, sondern nur eine “Gratis-Zugabe” war, uns weiterhin beglücken wird, verrät er nicht. Bleibt zu hoffen, dass die Blickleserinnen das sexistische Verkaufsförderungsspielchen nicht mitmachen, sondern den Blick samt Profifotografen meiden: mal sehen, wie viel Spass die unschlüpfrigen Spruchbeigaben ohne nackte Leserinnenhaut den anvisierten Käufern machen. Auf Fotos von entblössten Blicklesern verzichte ich dagegen freiwillig, scheinen mir diese doch nicht zur attraktivsten Spezies zu gehören…
Tags: Übersax, Blick, Verkaufsförderung
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6. Juli 2009
Es stimmt ja, dass ein Blatt wie die Weltwoche eigentlich keine fünf Minuten meiner Schreibtätigkeit verdient hätte. Und trotzdem ist es immer wieder spannend, wie rückwärtsgewannt dieses Blatt argumentiert.
Wenn es nach Köppel und Konsorte ginge, dürften Frauen entweder keine leitenden Positionen mehr einnehmen oder dann gälte für sie das Recht auf Mutterschaft nicht: so das Verdikt für Jasmin Staiblin, Schweiz-Chefin von ABB.
Richtig lustig wird’s, wenn gestandene heterosexuelle Männer ihrer Angst vor der “Homosexualisierung” der Gesellschaft freien Lauf lassen: plötzlich “sind wir alle schwul” und Homosexualität wird zur Religion. Ob wohl einfach die eigene Potenz nachlässt?
Tags: Homosexualität, Mutterschaftsurlaub, Weltwoche
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16. Juni 2009
Ich bin mir durchaus bewusst, dass das Problem gemessen an den an der Schweinegrippe Verstorbenen und Schwerkranken eigentlich keines ist. Und trotzdem finde ich es immer wieder interessant, wie schnell JournalistInnen in der Eile des Gefechts - gerade wenn sie mit spannenden News um sich schlagen können - wieder in den alten Trott zurückfallen und weibliche Personen konstant vermännlichen: der schottische Patient, der als erster Europäer an der Schweinegrippe gestorben ist, hat sich als Frau, die vor kurzem ein Kind geboren hatte, herausgestellt. Trotzdem wird beim Bund online weiter vom Patienten gesprochen: “Am Sonntag war erstmals ein Erkrankter in Europa dem Virus erlegen. Der Patient starb nach Angaben der britischen Behörden in einem Krankenhaus in Schottland. Er wurde dort mit neun weiteren Menschen wegen der Schweinegrippe behandelt”. Auch das 3-monatige Mädchen, das in Argentinien gestorben ist, wird zum Patienten nicht nur neutralisiert, sondern geschlechtsumgewandelt, so gesehen bei den News auf search.ch. Da frage ich mich schon: Ist dies Dummheit, Ignoranz oder einfach die durch und durch unreflektierte Übersetzung aus dem Englischen?
Tags: generisches Maskulinum, Geschlechtsumwandlung, Journalismus, Maskulinum, Schweinegrippe
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7. Mai 2009
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29. April 2009
Die “Neue Grippe”, die aus Angst um den Ruf der Schweine nicht mehr Schweinegrippe genannt werden darf, ist natürlich ein gefundenes Fressen für die Medien. Nicht, dass nicht auch ernste Besorgnis hinter der Aufregung stecken kann, aber bei gewissen Blättern ist es doch offensichtlich reine Sensationsgier. Besonders der Blick und der noch billigere Gratisableger Blick am Abend scheinen sich ihrer Verantwortung nicht bewusst sein. Das fängt bei reisserischen Schlagzeilen an, die dem hypochondrisch veranlagten Teil der Bevölkerung Alpträume beschert: “Die Seuche kommt” titelte der Blick am Abend am 27. April und in meinem gebeutelten Hirn verlinkten sich diese Worte mit Bildern aus Hollywoodfilmen, auf denen leergefegte Strassen und Ruinen zu sehen sind. Das ginge ja noch, zarte Seelen wie ich müssen sich ja nicht bei den violetten Gratisstapeln bedienen. Es ist jedoch eine Tatsache, dass gewisse Personen sich hauptsächlich per Blick informieren und dass ihr Wissensstand dementsprechend nicht immer ganz ausgewachsen ist. Wenn nun eine andere, nicht ganz unumstrittene Person namens Beda Stadler diesen wissensstandmässig benachteiligten Leserinnen und Lesern als Experte präsentiert wird und ihnen dann empfiehlt, doch gleich alle Tamiflu-Vorräte aufzukaufen, um sich zu Hause ihr ureigenes Depot anzulegen (Der Konditionalsatz ist durchaus als solcher zu verstehen: Die Info stammt aus dem Tagi, auf der Homepage des Blicks habe ich leider nichts gefunden), ist dass nur noch sträflich leichtsinnig: Erstens besteht die Gefahr, dass die Viren resistent werden, und zweitens fügt sich diese Resistenz nahtlos in das Horrorszenario in meinem hypochondrischen Kopf ein, quasi flächendeckender Tod und Hölle auf Erden. Wenn tatsächlich solche Fehlinformationen aus Sensationsgier und Auflagenzahlengeilheit als Expertenweisheit verkauft wurden (würde mich freuen, wenn mir jemand den entsprechenden Link oder das PDF schicken könnte), sollte sich die Blickredaktion in Grund und Boden schämen. Wenn nicht, soll sich eben der Tagi für die Falschinformation schämen. Aber auch in Grund und Boden schämen sollten sich diejenigen ApothekerInnen, welche Tamiflu auch ohne Rezept verkaufen (wie viel verdienen sie daran? Und wäre der Verkauf nicht ebenso einfach wie der Verkauf von Alkohol an Minderjährige zu kontrollieren?), und diejenigen AerztInnen, welche das Medikament grundlos verschreiben (oder könnte der Grund ein kleines Extraverdienst sein?). Und zum Schluss doch auch noch ein Lob: Die Sendung 10 vor 10 von gestern war absolut hypochonderverträglich: Ich schau gern wieder rein!
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22. Februar 2009
Jetzt ist es soweit: ich habe meine 15-jährigen geraden wunderschön weinroten Retroskis zu Grabe getragen. Lange habe ich mich geweigert und mich den Ratschlägen emsiger Verkäufer widersetzt, doch nun geht es wohl nicht mehr nur um den “Komfort” - den ich mit meinen alten Latten sehr wohl hatte, auch wenn mir dies niemand glaubt -, sondern auch um die Sicherheit, der ich nun doch nicht mehr ganz vertraue.
Im Hinblick auf den nahenden Abschied habe ich mich in letzter Zeit in den Sportgeschäften umgesehen und war immer wieder überrascht, dass das Verhältnis Damenskis - Herrenskis etwa 1 zu 4 betrug. Ich hab’s dann als normale alltägliche Diskriminierung abgetan (wir sind es ja sooooo gewohnt) und mir nicht weiter den Kopf darüber zerbrochen. Auch war mir eh nicht so ganz klar, weshalb Damen und Herren unterschiedliche Skis fahren sollten. Gestern dann vom freundlichen und hilfsbereiten Verkäufer die Aufklärung: Damenskis sind nur für schlechte und mittlere Fahrerinnen gedacht. Guten Fahrerinnen müsse er Herrenskis empfehlen. Ach ja… Da ich mich doch eher zu den guten Fahrerinnen zähle und hoffe, dass dies auch nach der Umgewöhnung aufs Carving so bleibt, begann ich mich dann bei den Herrenskis umzusehen. Die Enttäuschung war dann doch gar herb: ich, die ich mich doch auf dezente Farben (ach, wenn’s doch wieder weinrot wäre!) und florale Muster gefreut hatte (für schlechte und mittlere Fahrerinnen der Standard), fand mich unter Warnfarben (Kombinationen von orange und knallrot sind besonders beliebt) und zackigen geometrischen Figuren wieder. Die Herrenskis schienen alle zu schreien: “Seht her, hier kommt der King uf em Häfi, der grösste und schnellste Pistenhirsch!” Ich hatte relativ grosses Glück und der Verkäufer empfahl mir ein Paar blaugrüne, nicht allzu schreiende und dazu noch günstige, weil heruntergeschriebene, Salomons, die ich jetzt mein eigen nenne. Und doch wundere ich mich seit diesem Einkaufserlebnis über die Vorstellungen der Skihersteller (das Maskulinum ist hier vermutlich nicht generisch zu verstehen): Damen sind aus Prinzip mehr Skihäschen als gute Skifahrerinnen, und wenn sie wider Erwarten doch Ski fahren können, dann geht ihnen jeglicher ästhetischer Anspruch ab. Dies übersteigt für mich sogar den alltäglich-normalen Sexismus…
Tags: Carving, Damenskis, Herrenskis, Sexismus, Ski, Skifahrer, Skifahrerinnen, Skihersteller, Skis
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