10. August 2011
Die Spitex beklagt an ihren Fahrzeugen Blechschäden und will mit Fahrkursen Abhilfe schaffen. So erfahren wir im Bund vom 9. August, und der Autor weiss natürlich auch, wer für die Schäden verantwortlich ist: die Spitex-Frauen. Eine logische Folgerung eigentlich: bei der Spitex arbeiten natürlicherweise grösstenteils Frauen, da sie genetisch optimal für die Pflege programmiert sind, und in unserer Gesellschaft weiss auch jedes Kind, dass Frau am Steuer Ungeheuer bedeutet. Vereinzelte Spitex-Männer können demnach getrost als Verursacher der Schäden ausgeschlossen werden. Nur eine Frage bleibt offen: Was machen wir mit den “fahrunsicheren Mitarbeitern”, die zur Vermeidung von Blechschäden in die Fahrnachhilfe müssen? Sind Frauen da für einmal beim Maskulinum nicht nur mit-, sondern ausschliesslich gemeint? Sozusagen ein Exklusivmaskulinum ganz für uns allein? Oder handelt es sich bei den Spitex-Frauen und -Krankenschwestern gar um ein generisches Femininum und wir haben den Autor gründlich missverstanden, da er Spitex-Pfleger selbstverständlich mitmeint? Es empfiehlt sich jedenfalls, bei Spitexautos Vorsicht walten zu lassen: es könnte ja ein fahrunsicherer Spitex-Frauerich oder Krankenbruder sein…
Tags: Blechschäden, Bund, generisches Maskulinum, Spitex
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20. Juni 2010
Ich weiss, dass ich mich mit diesem Blogeintrag ziemlich unbeliebt machen werde, denn er verstösst gegen die momentan allgegenwärtige Hochstimmung. Aber trotzdem: Ich finde Fussball LANGWEILIG. Normalerweise ist das nicht weiter schlimm, ich kann ihm ja ausweichen. Nur ist das momentan nicht möglich: Wo bitte soll ich ein Bier trinken oder auswärts essen gehen, wenn in jedem Restaurant ein Bildschirm steht? Ein Bildschirm kann nicht einfach ignoriert werden, er zieht den Blick magisch an, und die nasal quäkende Begeisterung der Fussballkommentatoren ist erst recht nicht zu überhören.
Angesichts dieser Omnipräsenz finde ich Diskussionen, wie sie kürzlich in der Bund-Onlineausgabe zu finden waren, umso störender: Da streiten sich doch tatsächlich zwei Herren darüber, ob Frauen nun Fussball schauen sollen oder nicht. Die Argumente bedienen billigste Stereotypen und Klischees: David Sarasin, der das Pro vertritt, beruft sich auf die Sanftmütigkeit und den dekorativen Wert der Frauen, Philippe Zweifel begründet sein Kontra mit dem angeblich fehlenden Fussballsachverstand der Frauen. Die Perspektive der Frauen spielt keine Rolle: es geht in keinem Moment darum, ob Frauen gern Fussball schauen (wie etliche meiner Freundinnen) oder nicht (wie ich). Es läuft alles auf das Eine heraus: Für Männer sind Frauen beim Fussball entweder störend oder optische Bereicherung. Die logische Folge wäre bei der momentanen Unausweichlichkeit der WM, dass in einem Fall (Kontra) alle, im anderen Fall (Pro) die undekorativen und weniger sanftmütigen Frauen zu Hause bleiben müssten: Frauen zurück an den Herd, überlasst die Öffentlichkeit den Männern. Das Ganze läuft zur Entschärfung unter dem Deckmäntelchen Humor, wer nicht darüber lachen will, wird in den Kommentaren als humorlos dargestellt.
Eine kleine Freude bleibt mir aber während dieser WM: die Vuvuzelas. Ich liebe sie! Sie tönen ähnlich wie die Autokorsos, die sich an der letzen WM jeweils in der Nacht durch unsere Quartierstrasse hupten. Nur muss ich sie im Gegensatz zu diesen nicht hören, solange ich mich (momentan wetterbedingt) an mein Haus und Herd-Gebot halte. Und wenn ich sie doch mal höre, kann ich mir eine leise aber erquickende Schadenfreude nicht verkneifen angesichts der Störung des omnipräsenten Fernseherlebnis…
Tags: Bund, Fussball, Vuvuzelas
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14. November 2008
Kontraproduktiv ist es, wenn eine Raiffeisenwerbung auf dem Bund klebt und nicht abgelöst werden kann, ohne dass der darunter liegende Text mitentfernt wird. Die Angesprochenen (also zum Beispiel ich) ärgern sich nur über die Raiffeisenbank und über die Tageszeitung.
Kontraproduktiv ist es, für ein besseres Sicherheitsgefühl Innenstadt und Bahnhof mit Polizei, Securitas, Jimmy Hofers und ähnlichem zu übersähen. Das dadurch in mir ausgelöste Gefühl hat nichts mit Sicherheit, sondern nur mit Beklemmung zu tun.
Und schlussendlich ist es kontraproduktiv, wenn vor meinem Bürofenster lautstark Herbstlaub herumgeblasen wird. Das Laub verschwindet dadurch nicht, sondern wird nur an eine andere Stelle vertrieben (etwa so, wie die Drogenszene in Bern), dafür ist in den Büros ans Arbeiten nicht mehr zu denken.
Nennt man dies Generierung von Arbeitsplätzen?
Tags: Bund, Kontraproduktiv, Polizei, Raiffeisen, Sicherheit, Werbung
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7. November 2008
Natürlich freue ich mich darüber, dass Barack Obama gewählt worden ist und dass die USA nun einen relativ jungen, demokratischen, schwarzen Präsidenten haben wird, der dazu noch gut aussieht und Charisma hat! Das alleine ist ja schon ein gewaltiger Wechsel, und der ist bekanntlich dringend nötig im Land der “Stupid white men”. Nein, dumm scheint mir Obama wirklich nicht, weiss ist er auch nicht, ein Mann allerdings schon. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob mir Hillary Clinton lieber gewesen wäre, aber ich wünsche mir schon, dass der Mann Obama den Wunsch all der Frauen und Männer, die Clinton ihre Stimme gegeben hätten, beim Zusammenstellen seines Kabinetts berücksichtigt und auf eine ausgewogene Geschlechterverteilung achtet.
Heute beim Lesen des Bunds wurde ich allerdings enttäuscht: “Präsident Barack Obama stellt seine Mannschaft zusammen” (meine Hervorhebung), die, glaubt man oder frau dem Artikel, wirklich hautpsächlich aus Männern bestehen wird: zumindest sind all die namentlich genannten “fähigen Administratoren” Geschlechtergenossen Obamas. Nur für die Spitze des Gesundheitsministeriums stellt uns der Autor “eine starke Frau, wie etwa die Gouverneurin von Kansas, Kathleen Sebelius” in Aussicht, um sogleich wieder abzuschwächen, dass Barack Obama für diesen Posten noch eine Reihe weiterer Optionen habe. Ein Wandel sieht meiner Meinung nach anders aus!
Bleibt mir nur noch die Hoffnung, dass sich unter den nicht namentlich genannten sonstigen “Kandidaten” noch ein paar Frauen finden lassen. Der Ruf nach Wandel müsste dann je nachdem nicht mehr bis zum US-Präsidenten durchdringen, sondern nur bis zu den Printmedien, deren unsägliches Beharren auf dem generischen Maskulinum und deren (teilweise) unglückliche Wort- und Themenwahl Frauen nach wie vor ausblenden, sofern sie denn vorhanden sind (hier kann ich es mir jetzt nicht verkneifen, ein bisschen stolz auf meine zweite Publikation, “Ehefrau Vreni haucht ihm ins Ohr”, zu verweisen). Auch dort könnte eine kleine Revolution nicht schaden…
Tags: Barack, Bund, Frauen, generisches Maskulinum, geschlechtergerecht, Männer, Medien, Obama, Präsident, Printmedien, USA, Wandel
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