11. März 2010
Da scheint ja die NZZ tatsächlich ein Identitätsproblem zu haben, publiziert sie doch die schriftliche Fassung eines Vortrags von Gerhard Amendt, eines emeritierten Professoren, der mit seinen unfundierten Rundumschlägen gegenüber Frauen und Feminismus (z.B. in seinem Welt-Plädoyer gegen die Frauenhäuser) der Weltwoche alle Ehren machen würden. Vermutlich bemerkt er nicht, dass er genau das tut, was er dem Feminismus vorwirft: dieser soll Männer zu Tätern, Frauen zu Opfern erklären. Er aber suhlt sich über den ganzen Text in der Rolle des vom Feminismus diskriminierten Opfers. Dabei versteht er weder die Gender Studies (die herzlich wenig mit Opfern und Tätern, vielmehr aber mit Rollenerwartungen und Freiheit davon zu tun haben) noch die Rolle der Motiviation bei der Arbeitszufriedenheit. So sollen sich Männer allein aufgrund des Wunsches, Frau und Kinder zu versorgen, engagieren in der Erwerbsarbeit. Nun verkennt er aber, dass intrinsische Motivation (z.B. Interesse für den Arbeitsinhalt oder das Gefühl, mit der Arbeit selber etwas Sinnvolles zu tun) tendenziell mehr zur Arbeitszufriedenheit beiträgt und entsprechend zu besserer Leistung anspornt als extrinsische Motivation (Geld verdienen fürs Kind, Frau oder Hobby). Es ist enttäuschend, dass sich die NZZ einem offensichtlich gekränkten und frustrierten, nicht sehr wissenschaftlich arbeitenden ehemaligen Professoren als Plattform zur Verfügung stellt. Sie soll sich doch bitte in Zukunft wieder gut recherchierten und belegten Beiträgen verschreiben und ideologische Abrechnungen der Weltwoche überlassen.
Tags: Feminismus, Gerhard Amendt, NZZ, Weltwoche
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6. Juli 2009
Es stimmt ja, dass ein Blatt wie die Weltwoche eigentlich keine fünf Minuten meiner Schreibtätigkeit verdient hätte. Und trotzdem ist es immer wieder spannend, wie rückwärtsgewannt dieses Blatt argumentiert.
Wenn es nach Köppel und Konsorte ginge, dürften Frauen entweder keine leitenden Positionen mehr einnehmen oder dann gälte für sie das Recht auf Mutterschaft nicht: so das Verdikt für Jasmin Staiblin, Schweiz-Chefin von ABB.
Richtig lustig wird’s, wenn gestandene heterosexuelle Männer ihrer Angst vor der “Homosexualisierung” der Gesellschaft freien Lauf lassen: plötzlich “sind wir alle schwul” und Homosexualität wird zur Religion. Ob wohl einfach die eigene Potenz nachlässt?
Tags: Homosexualität, Mutterschaftsurlaub, Weltwoche
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17. Oktober 2008
Ich habe zwar trotz der Lektüre von Kapitalanlage für Dummies keine grosse Ahnung von der Welt der Börsen und Finanzen. Trotzdem habe ich mich in letzte Zeit angesichts der Finanzkrise zu fragen begonnen, was die Banken, auf denen mein Geld liegt, zu dieser Situation zu sagen haben. Eine kleine Surferei durch die Seiten der Banken brachte folgende Antwort zu Tage: nichts… Fröhlich lachende Gesichter, “der Klick zum Glück” und “Vorwärtskommen durch Vorsorgen” (BEKB), “Der Traum vom Eigenheim” und “Ihr Schlüssel zur Pensionsplanung” (Bank in Huttwil), kurz: Friede, Freude, Eierkuchen, aber keine Stellungnahme zur Aktualität, keine Informationen für die besorgte Kundschaft. Und das Tüpfelchen auf dem i: auch von der Crédit Suisse flattert mir noch ein Mail zur Eigenheimfinanzierung (mit lachenden Gesichtern, selbstverständlich) in die Mailbox!
Die erfreuliche Ausnahme ist die alternative Bank (ABS), die mir schon wegen ihren ethischen Grundsätzen sympathischer und vertrauenswürdiger scheint als ihre Kolleginnen. Gleich auf ihrer Empfangsseite findet sich eine zweiseitige Mitteilung zur Finanzmarktkrise. Natürlich schiebt sich auch die ABS keinen schwarzen Peter in den Schuh, sie lässt sich im Bericht relativ gut dastehen. Aber immerhin nimmt sie Stellung und verkauft die Kundschaft nicht für dumm wie andere, die die Geschehnisse schweigend übergehen und so tun, als ob nichts passiert wäre.
Und für alle, welche ihr Geld auf den Banken nicht mehr sicher wähnen, hier der ultimative Tip vom Neurologieprofessoren Joe Herbert, gelesen letzte Woche in der Weltwoche: Schnappt euch den nächstbesten Mann, vertraut ihm euer Geld an, und er wird es dank seiner Testosteronfülle sicher für euch aufbewahren. Passt aber auf, dass ihr keinen Protomacho erwischt, denn ein Zuviel des Hormons ist kontraproduktiv! Da ist ja nur zu hoffen, dass sich das Testosteron in der Finanzwelt wieder auf dem richtigen Niveau einpendelt…
Tags: ABS, Alternative, Bank, BEKB, Berner Kantonalbank, Finanzkrise, Finanzmarktkrise, Information, Testosteron, Weltwoche
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