Die Mär vom Zickenkrieg
Heute Morgen habe ich von Simonetta Sommaruga einen freundlichen Gruss per Mail bekommen: sie freue sich über ihre Wahl zur Bundesrätin. Wie ich auf ihre Mailing-Liste gekommen bin, weiss ich nicht, aber auch ich freue mich über ihre Wahl, vor allem aber darüber, dass erstmals die Frauen die Mehrheit im Bundesrat bilden. Für fünf Frauen hat’s leider nicht gereicht, aber auch vier Frauen werden ausreichen, um umfassende Zickenkriegprophezeihungen zu provozieren. Der “Zickenkrieg” ist ja ein sehr praktisches Instrument, um den Anspruch von Frauen auf angemessene Repräsentation zu bekämpfen: Angesichts von Frauenteams und Frauenmehrheiten ist die Heraufbeschwörung desselben jedenfalls meistens nicht weit. In der Basler Zeitung (unter Somm kein Wunder…) holt beispielsweise die SVP-Nationalrätin Natalie Rickli zum Rundumschlag gegen Gleichstellung, Feminismus und Frauenmehrheit im Bundesrat aus - auch sie mit dem Argument des Zickenkriegs. Immer öfter frage ich mich, wer diese gewaltige Waffe des Antifeminismus erfunden hat: Meine (Arbeits- und sonstigen) Erfahrungen in Teams mit Frauen waren jedenfalls immer friedlich und produktiv. Natürlich menschelt es im Bundesrat wie an andern Orten auch - ob aber daraus Zickenkriege oder Gockelkämpfe hochstilisiert werden, ist eine politische Frage und hat mit der Realität nichts zu tun.